Was sind Medgas Anlagen?

Medizinische Gasanlagen oder kurz Medgas Anlagen dienen der sicheren Versorgung der Patienten mit den benötigten Gasen und Vakuum und bestehen im wesentlichen aus drei Bereichen:
1) Die Versorgungsquellen
2) Die Verteilleitungen
3) Die Bereichsleitungen und Entnahmestellen
Als Grundlage dient die Normenreihe EN ISO 7396, welche alle Aspekte zu Konstruktion, Auslegung und Betrieb enthält und 2007 die Normenreihe 737 abgelöst hat. Daneben gelten noch andere Normen und Verordnungen, die auch auf nationaler Ebene geregelt sein können. Ebenso muss jedes Unternehmen das sich mit der Errichtung und Instandhaltung von Medizinischen Gasanlagen beschäftigt, ein Qualitätsmanagementsystem nach der EN ISO 13485 eingerichtet haben, um nach der Neuinstallation auch eine Systemerklärung für die errichteten Bereiche ausstellen zu können.

1) Die Versorgungsquellen von medizinischen Gasanlagen müssen entsprechend den normativen Vorgaben aus mindestens drei Versorgungsquellen bestehen, und mittels zwei getrennten Aufbereitungsstrecken ausgerüstet sein. Beim Ausfall von zwei Versorgungsquellen müssen die restlichen Quellen in der Lage sein, die Krankenanstalt  zu versorgen.
Eine Neuerung findet sich hier in der EN ISO 7396-1 mit dem Ausgabedatum 2016, da in dieser vorgeschrieben wird, dass die Versorgungsquellen auch räumlich auf mindestens zwei Bereiche zu trennen sind, um beim räumlichen Ausfall einer Zentrale die Versorgung aufrecht erhalten zu können.
Bei, mittels Kompressorsystemen, vor Ort erzeugter Druckluft, ist für die Werte der Feuchte und des Kohlenmonoxidgehaltes eine permanente Überwachung zu installieren. Diese Werte sind zu protokollieren.

2) Die Verteilleitungen für die einzelnen Gase werden entsprechend dem zu erwartenden Verbrauch dimensioniert. Die Montage erfolgt unter Berücksichtigung der in der EN ISO 7396-1 vorgesehenen Abständen von Abhängungen. Bei der Montage kommt Kupferrohr zur Anwendung, welches speziell für die Errichtung von Medgas Anlagen zugelassen ist. Das Verbinden der Rohre erfolgt mittels Hartlötung unter Verwendung von Schutzgas, um eine Verunreinigung der Innenflächen der Rohrleitungen zu verhindern.
Die zu versorgenden Abteilungen werden mittels Bereichsabsperrkästen in kleinere Gruppen aufgeteilt, um bei Wartungen und Umbauarbeiten kleine Bereiche abtrennen zu können. In diesen Absperrkästen erfolgt auch die Auswertung der Anlagendrücke und die Signalisierung von zu großen Abweichungen vom vorgesehenen Anlagendruck. Diese Auswertung der Anlagendrücke erfolgt immer nach dem letzten Absperrventil in Flussrichtung zum Patienten.

3) Die Bereichsleitungen in den jeweiligen Stationen dienen der Versorgung jedes Bettenplatzes bzw. jedes Behandlungsplatzes, mit den von der Gesundheitseinrichtung geforderten Medien. Eine Druckabweichung im Rohrnetz von +-20% bei Druckgasen muss zur Auslösung eines optischen und akustischen Signals führen.
Die Entnahmestellen können sowohl in Wänden als auch in Versorgungseinheiten installiert werden  und gelten als Schnittstelle zu den Verbrauchern. Ihre Funktion und der grundlegende Aufbau sind in der Normenreihe EN ISO 9170 definiert.
Die Konstruktion selbst und die Abmessungen der Steckverbindungen sind in nationalen Normen geregelt. Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung in Österreich gibt es hier drei unterschiedliche Ausführungen in den Gesundheitseinrichtungen. Deutsche Industrie Norm (DIN), Norm France (NF) und British Standard (BS).

Alle Rohrleitungen müssen neben Absperrventilen, an Kreuzungspunkten und bei Richtungswechseln, vor und nach Wänden, im Abstand von nicht mehr als 10 m sowie neben Entnahmestellen mit dem Namen und/oder Symbol des Gases gekennzeichnet sein.